MEDITATION !

von Shi Zu Rainer Franzolet

 

Meditation wird häufig mit Nachsinnen verwechselt. Nachsinnen ist etwas Aktives, Meditation dagegen hat seinen Grund in einem passiven Zustand, einem wartenden Offenstehen. Sie erfordert ein Neutralisieren des Persönlichen, eine möglichst große Unabhängigkeit von körperlichen Funktionen. Die beste Vorbereitung dazu sind Atemübungen, die jedoch nicht in einem Überanstrengen der Atemorgane bestehen dürfen, sondern hauptsächlich darin, dass der Übende einfach seine Aufmerksamkeit ganz auf den Vorgang des Atmens richtet, bewusst und sorgfältig aus- und einatmend, das Einatmen mit dem Bauch beginnend, aber nie forcierend. Wenn man eine Weile so geatmet hat, kann man sich der Vorstellung hingeben, dass man im Einatmen die Welt in sich aufnimmt, beim Ausatmen sie wieder entlässt. Man erreicht damit eine Entspannung und Lockerung, eine Art von Entpersönlichung.

 

All das ist noch nicht Meditation, aber es ist ihre Vorbereitung. Der indische Weg zum Wissen ist eine psychische Technik, das Yoga. Der Zweck aller Geistesübungen, Meditationen etc., etc., ist das Leermachen des Herzens, dies zum leeren Gefäß werden lassen für das Göttliche, das Erkennen der eigenen Seele.

 

Resultat der Meditation ist ein Verschieben des Bewußtseinszustandes, Erreichung eines gleichzeitigen harmonischen Zusammenarbeiten von logischem und intuitiven Denken.

 

Meditation führt uns zu einer vertieften Selbsterkenntnis, wie sie als erste und heiligste Forderung schon den Schülern der griechischen Weisen gestellt wurde.

 

 

Ein Weiser sah eines Tages einen Hochzeitszug mit großem Gepränge unter Trommel- und Trompetenklang über eine Wiese ziehen. Nahebei beobachtete er einen Jäger, der so in das Zielen auf einen Hasen vertieft war, dass er weder den Lärm der Musik hörte, noch einen Zug wahrnahm. Der Weise begrüßte den Jäger und sprach: "Verehrter, ihr seid mein Guru. Mögen sich meine Gedanken, wenn ich meditiere, so auf den Gegenstand meiner Andacht richten, wie die Euren auf diesen Hasen."